Der Marsch soll Sans-Papiers und Migrant_innen der EU und des Schengenraums zusammenbringen und vor das Europäische Parlament in Strassburg führen. Wir fordern die globale Regularisierung aller Sans-Papiers, Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit für alle, Bürgerschaftsrechte am Aufenthaltsort, Schutz und Respekt für Asylsuchende, für Sinti und Romas etc. Wir bewegen uns alle nach Strassburg, der Hauptstadt vieler europäischer Institutionen, um die Abgeordneten des Europäischen Parlaments und/oder der Parlamentarischen Versammlung des Europarates zu ermahnen, die Europäische Konvention der Menschenrechte im Migrations- und Asylbereich umzusetzen.
Die wirtschaftliche und soziale Krise erfasst in erster Linie die prekärsten Teile der Bevölkerung, zu der die Sans-Papiers und die Migrant_innen zählen. Überall in Europa antworten die Regierungen mit Sparprogrammen, migrationspolitischem Utilitarismus und es kommt zu rassistisch-xenophoben Auswüchsen.
Das Überleben mit knappsten Mitteln, das kennen die Sans-Papiers und Migrant_innen bestens! Seit Generationen wird das Wirtschaftswachstum auf ihrem Rücken vorangetrieben. Besonders in Sektoren, die nicht standortverlagert werden können (wie dem Bau- und dem Dienstleistungssektor oder dem Gastgewerbe), werden Sans-Papiers als billige Arbeitskräfte angestellt. Sie bleiben dabei in prekärer Arbeit gefangen, können jederzeit entlassen werden und sind der Willkür ihrer Chefs ausgeliefert.
Der europäische Marsch richtet sich einerseits gegen die repressiven Gesetze und ihren Vollzug (Verhaftungen, Haft, Zwangsausschaffungen): Seit der Einführung des Schengen-Abkommens und
der Einsetzung von Frontex spitzen sich die Verhältnisse in allen europäischen Staaten drastisch zu.
Der gesetzliche Rahmen gestaltet sich immer brutaler, ist fremdenfeindlich und willkürlich. Für die Sans-Papiers und alle Migrant_innen ist es deshalb an der Zeit für einen Marsch auf das Europäische Parlament in Strassburg.
Dieser Marsch stellt andererseits eine Gelegenheit dar, Forderungen und Vorschläge voranzutreiben und öffentlich zu machen, die sich an den schwierigen Bedingungen der Sans-Papiers orientieren und im Zuge der Erfahrungen eines langen Widerstands entstanden sind: Wie in Frankreich, wo im August 1996 Sans-Papiers die Pariser Kirche von St. Bernard besetzen und später geräumt wurden. Oder in Italien, wo Sans-Papiers in Rom am 7. Oktober 1989 in Gedenken an den in der Provinz Caserta ermordeten südafrikanischen Flüchtling Jerry Essan Masslo einen grossen Marsch organisierten. Oder wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern (Schweiz, Spanien, Deutschland, Grossbritannien, Belgien, etc.), wo Sans-Papiers immer wieder soziale Kämpfe führen, um anerkannt zu werden.
Mit dem Marsch soll zudem auf europäischer Ebene ein Zeichen gesetzt werden, dass sich Sans-Papiers und Migrant_innen nicht zu elektoralistischen Zwecken instrumentalisieren lassen wollen, auch wenn sie sich keine Illusionen machen, dies ganz verhindern zu können. Immerhin werden sie die Bürger_innen Europas daran erinnern, dass sie mit Millionen von Menschen – Männern, Frauen, Kindern – zusammen arbeiten und in Nachbarschaft leben, die zwar viele Bürden auf sich nehmen (Abgaben, Steuern, Erwerbsarmut, teure Mieten...), denen gleichzeitig aber die fundamentalsten Grundrechte verwehrt bleiben – weil sie aus dem „falschen“ Erdteil kommen, eine farbige Haut haben, einer nicht-christlichen Religion angehören.
Der Marsch der Sans-Papiers und der Migrant_innen ist auch ein Gedenkmarsch und erinnert daran, dass die Migration des 20. Jahrhunderts ganze Armeen von Soldaten und Lohnabhängigen schuf, die im Kampf oder nach langen Jahren der Ausbeutung starben. Von ihren Leben profitierten die europäischen Nationalstaaten, die sich im Zuge des 2. Weltkriegs und der Industrialisierung des letzten Jahrhunderts entwickelten. Durch den Besuch symbolischer Orte wie Verdun, wo die Ahnen der heutigen Sans-Papiers in Schützengräben oder Minen ihr Leben liessen, erweist der Marsch ihnen ein Andenken.
Der Marsch revoltiert gegen die Ungerechtigkeit, die Diskriminierung und die Ungleichheiten, von denen die ausländische Bevölkerung und prekäre Schichten von Europäer_innen zunehmend brutal betroffen sind. Der Marsch versteht sich als Zeichen der Solidarität mit der gesamten Bevölkerung, die eine Gesellschaft zurückweist, die jenen, die schon viel haben, immer noch mehr und jenen, denen es mangelt, immer weniger zuspricht. Schliesslich ist der Marsch ein grenzen-sprengendes, ein internationalistisches Projekt. Wir wollen aufzeigen, dass das Europa des Schengener Abkommens weit weg ist von einer emanzipatorischen Mission für seine Bevölkerung – der Marsch führt deshalb über Schengen in Luxembourg nach Strassburg.
ALLE GEMEINSAM NACH STRASSBURG !
Internationale Koalition der Sans-Papiers und der Migrant_innen (IKSM)
Kontakte für weitere Informationen, Anmeldungen und Unterstützung:
Anzoumana Sissoko : +33 626 77 04 02
Aboubakar Soumahoro : +39 347 92 50 741
Lionel Roche : +41 79 50 69 574
E-mail : marche.europeenne.sanspapiers@gmail.com
Blog (français) : marche-europeenne-des-sans-papiers.blogspot.fr
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